Die sieben Schwestern by Riley Lucinda

Die sieben Schwestern by Riley Lucinda

Autor:Riley, Lucinda [Riley, Lucinda]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-08T16:00:00+00:00


XXVIII

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, nahm ich Yaras Briefe aus dem Safe und las diejenigen noch einmal, die Bel von Paris aus an Loen geschickt hatte. Diesmal suchte ich darin nicht verzweifelt nach Hinweisen auf meine eigene Herkunft, sondern betrachtete sie wie der Historiker Floriano. Nun verstand ich, warum er so erregt war. Am Ende legte ich die Briefe weg und sank zurück in die Kissen, um über seine hübsche Tochter und die Mutter nachzudenken, die höchstens Anfang zwanzig war.

Es überraschte mich, dass Floriano sich für eine so junge Partnerin entschieden hatte. Offen gestanden war ich ein wenig eifersüchtig gewesen, als ich Mutter und Tochter gesehen hatte, weil es mir manchmal erschien, als wäre die ganze Welt verliebt, nur ich nicht.

Ich duschte, zog mich an und ging hinunter in die Hotelhalle, um mich mit Floriano zu treffen. Zum ersten Mal war er nicht schon da. Fünfzehn Minuten später traf er ziemlich mitgenommen ein.

»Entschuldigung, Maia. Die Elternsprechstunde hat länger gedauert, als ich dachte.«

»Macht nichts«, versicherte ich ihm, als wir in den Fiat stiegen. »Ist es gut gelaufen?«

»So gut es eben laufen kann, wenn einem mitgeteilt wird, dass das geliebte Kind ein Problem hat«, seufzte er. »Wenigstens wurde ihre Legasthenie früh erkannt, weswegen ich hoffe, dass Valentina die nötige Hilfe erhält. Aber für mich als Schriftsteller ist es natürlich sehr schlimm, dass mein Kind sein Leben lang mit der Sprache kämpfen wird.«

»Das kann ich verstehen. Und es tut mir leid.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein.

»Sie ist so ein liebes Mädchen und hat bis jetzt kein leichtes Leben gehabt.«

»Immerhin scheint sie zwei liebevolle Eltern zu haben.«

»Nur einen Vater«, widersprach Floriano. »Meine Frau ist leider gestorben, als Valentina noch ein Baby war. Sie war wegen eines Routineeingriffs im Krankenhaus und ist zwei Tage später wieder nach Hause gekommen. Dort hat sich die Wunde entzündet. Der Arzt, den wir sofort aufsuchten, meinte, das würde sich wieder geben, aber zwei Wochen später ist Andrea an einer Blutvergiftung gestorben. Nun verstehen Sie vielleicht, warum ich so schlecht auf das brasilianische Gesundheitssystem zu sprechen bin.«

»Das tut mir sehr leid, Floriano«, wiederholte ich. »Gestern Abend dachte ich …«

»Dass Petra ihre Mutter ist?« Floriano grinste. »Maia, sie ist noch keine zwanzig, aber selbstverständlich fühle ich mich geschmeichelt, wenn Sie glauben, ein alter Mann wie ich könnte eine so junge, schöne Frau für sich interessieren.«

Ich wurde rot. »Entschuldigung.«

»Petra studiert an der Uni und darf dafür, dass sie, besonders in den Schulferien, auf Valentina aufpasst, bei mir wohnen. Zum Glück kann Valentina auch oft, wenn ich an einem Buch arbeite, bei ihren Großeltern sein, die nicht weit von hier leben. Beim Tod meiner Frau haben sie mir angeboten, sie ganz zu sich zu nehmen, doch ich habe ihr Angebot ausgeschlagen. Es ist nicht immer leicht, aber irgendwie scheinen wir es zu schaffen. Zum Glück ist sie unkompliziert.«

Ich begann Floriano, der voller Überraschungen steckte, mit neuen Augen zu sehen. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie leer mein eigenes Leben war.

»Haben Sie Kinder?«, fragte er mich.

»Nein.«

»Wollen Sie irgendwann welche?«

»Das bezweifle ich, denn ich habe niemanden, der mir dazu verhelfen könnte.



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